Heute werden wir in eine Geschichte eintauchen, die dir vielleicht völlig neu ist - eine Geschichte, die durch die Zeit hallt und das Wesen eines Ortes namens Schulenberg in sich trägt. Dieses einst blühende Dorf im Herzen des Oberharzes ist ein Schauplatz für Geschichten über Wandel, Fortschritt und den unbeugsamen Geist seiner Bewohner.
Stell dir vor: ein Dorf, umgeben von malerischen Landschaften, eine Landschaft, die ich in meiner Kindheit oft mit meiner Familie erkundet habe. Und die zahllosen Erzählungen meines Vaters, die jeweils ein Stück Schulenberger Vergangenheit enthielten,ließen meine Fantasie immer wieder aufblühen. Heute möchte ich euch mehr von dem verlassenen Dorf Schulenberg erzählen.
Ein Dorf am Rande des Abgrunds: Der Sommer 1954 war eine wichtge Zeit für Schulenberg. In dem Oberharzer Dorf lebten rund 300 Einwohner, die meisten von ihnen in alten, rustikalen Holzhäusern. Doch als das Rumpeln der Abrissmaschinen immer lauter wurde, kündigte sich der Wandel an. Das malerische Weißwassertal sollte einem Stausee weichen - eine Maßnahme, die von Politikern, Ingenieuren und Wasserwirtschaftlern gleichermaßen als dringend notwendig erachtet wurde.
Ein Ruf nach Veränderung: In den vergangenen Wintern hatte die Schneeschmelze Sturzbäche aus den nahen Bergen freigesetzt und zu verheerenden Überschwemmungen geführt. Wolfenbüttel und Braunschweig gehörten zu den am stärksten betroffenen Städten. Um dem entgegenzuwirken, wurde geplant, den Fluß Oker hinter Schulenberg mit einer 75 Meter hohen Betonmauer aufzustauen. Während die Oker im Sommer sanft floss, konnte sie im Winter und Frühjahr zu einem reißenden Strom werden.
Ein großer Umzug: Am 29. August 1954, begaben sich die Einwohner von Schulenberg auf eine folgenschwere Reise - ein Umzug, der ihr ganzes Leben verändern sollte. Der Umzug wurde von Tausenden von Zuschauern, einer Blaskapelle und einer erwartungsvollen Atmosphäre begleitet. Eine Vielzahl von Reportern und Kamerateams aus ganz Europa war vor Ort, um das bedeutsame Ereignis zu dokumentieren. Die Bewohner zogen westlich ihrer alten Heimat auf dem "Kleinen Wiesenberg", einem Gebiet mit Blick auf den Stausee und den imposanten Brocken.
Die Vergangenheit hinter sich lassen: Der Abschied von der alten Heimat war ein bewegender Akt, vor allem für die älteren Bewohner, die ihr ganzes Leben in dem Dorf verbracht hatten. Der Übergang war weder einfach noch unkompliziert, aber eine unumgängliche Maßnahme. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und die von Generation zu Generation weitergegebenen Geschichten wurden zu einem wesentlichen Bestandteil des Umzugs.
Die Saat des Wandels: Der wirtschaftliche und kulturelle Wandel des alten Schulenbergs hatte schon viel früher als 1954 begonnen. Das Schicksal des Dorfes war bereits 1928 besiegelt worden, als die Bauarbeiten zum Stillstand kamen. 1928 hatte der Gemeindevorsteher ein amtliches Schreiben erhalten, in dem das Schicksal von Unter-, Mittel- und Oberschulenberg vorausgesagt wurde. Es wurde ein Baustopp verhängt, und die Häuser sollten so bleiben, wie sie waren. Die Jahre vergingen, und obwohl sich wenig änderte, hielten sich die Dorfbewohner an den Beschluss. Schließlich wurden die Arbeiten im Sommer 1938 wieder aufgenommen, aber durch die Unruhen des Zweiten Weltkriegs erneut unterbrochen.
Eine veränderte Landschaft: 1949 begannen die Bauarbeiten an der Okertalsperre erneut. An den Berghängen wurden neue Straßen gebaut, und über die Landschaft wurden Brücken errichtet. Die Harzwasserwerke, die für das Projekt verantwortlich waren, kauften die Dörfer im Tal auf, die dann bis auf die Grundmauern zurückgebaut wurden. Die ehemaligen Hausbesitzer wurden auf den Wiesenberg umgesiedelt. 1956 war der Staudamm fertiggestellt und veränderte die Topographie der Region für immer.
Vom Bergbau zum Tourismus: Die Geschichte Schulenbergs ist seit dem 16. Jahrhundert tief mit dem Bergbau und der Holzwirtschaft verwurzelt. Die Bergwerke förderten Silber, Kupfer und Blei und sicherten das Dorf bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1904, woraufhin die Holzwirtschaft zum Haupterwerb wurde. Heute lebt das Dorf vom Tourismus und bietet ein breites Spektrum an Aktivitäten, vom Wandern bis zum Skifahren. Der Wiesenberg hat sich zu einem Paradies für Mountainbiker entwickelt, der Racepark bietet atemberaubende Abfahrtspisten.
Die Legende vom Kirchturm: Zu den Legenden, die sich bis heute halten, gehört die Geschichte vom Kirchturm, der bei niedrigem Wasserstand der Okertalsperre entstanden sein soll. Obwohl es im Dorf nie eine Kirche gegeben hat, hält sich dieser Mythos hartnäckig und vermischt Realität und Folklore.
Ein Harz voller Talsperren: Heute sind im Harz über 50 Talsperren zu finden, die die Region zu einem wichtigen Wasserreservoir für Norddeutschland machen. Die Geschichte Schulenbergs ist ein einzigartiges Kapitel, die Geschichte eines Dorfes, das für den Fortschritt geopfert wurde. Die Einwohner von Schulenberg waren die einzigen Harzer, die ihr Dorf wegen des Baus einer Talsperre verlassen mussten. Dagegen wehrten sich die Einwohner von Sieber im Südharz erfolgreich gegen ein ähnliches Schicksal.
Die Geschichte Schulenbergs zeigt uns, dass der Wandel ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist. Ich höre mir immer noch oft die Geschichten meines Vaters an; wahre Begebenheiten, gepaart mit Legenden. Sie erfüllen mich mit einer Mischung aus Nostalgie und Bewunderung für die Unverwüstlichkeit des Dorfes und seiner Bewohner. Die Erzählungen meiner Kindheit, die ich nun mit dir teile, gewähren einen Blick in die Geschichte eines Ortes, der trotz aller Veränderungen seinen Geist bewahrt hat - Schulenberg, ein Dorf, das im See verschwand, aber in den Erzählungen weiterlebt.
Today, we're diving into a story that might be entirely new to you - a tale that echoes through time, carrying the essence of a place called Schulenberg. This once flourishing village in the heart of the Oberharz region serves as a canvas for stories of transformation, progress, and the unyielding spirit of its inhabitants.
Imagine this: a village nestled amidst picturesque landscapes, a scenery I often explored during my childhood days with my family. And the countless narratives spun by my father, each containing a fragment of Schulenberg's history, never failed to ignite my imagination. Today, I'm here to share more about the abandoned village of Schulenberg.
A Village on the Brink: The summer of 1954 marked a pivotal time for Schulenberg. Around 300 residents called this Oberharz village home, most of them residing in aged, rustic wooden houses. But as the rumble of demolition machines grew louder, change was on the horizon. The idyllic Weißwassertal valley was destined to be transformed into a reservoir - a measure deemed urgently necessary by politicians, engineers, and water experts alike.
A Call for Change: In past winters, the melting snow unleashed torrents from nearby mountains, leading to devastating floods. Cities like Wolfenbüttel and Braunschweig bore the brunt of the impact. To counteract this, plans were put in place to dam the Oker River behind Schulenberg with a 75-meter-high concrete wall. While the Oker flowed gently in summer, it could turn into a raging torrent during winter and spring.
A Grand Migration: On August 29, 1954, the residents of Schulenberg embarked on a fateful journey - a move that would alter the course of their lives. The migration was accompanied by thousands of spectators, a brass band playing, and an air of anticipation. Reporters and camera crews from across Europe converged to document this significant event. Settling west of their former homes on the "Little Wiesenberg," an area with a view of the reservoir and the majestic Brocken mountain, the villagers began anew.
Leaving the Past Behind: Saying goodbye to their old homes was an emotional act, particularly for the elder residents who had spent their entire lives in the village. The transition wasn't easy nor straightforward, but it was an unavoidable necessity. Memories of the past and stories passed down through generations became integral parts of this relocation.
The Seeds of Change: The economic and cultural transformation of old Schulenberg had begun long before 1954. The fate of the village had already been sealed in 1928 when construction came to a halt. The community leader received an official letter in 1928, foretelling the destiny of Unter-, Mittel-, and Oberschulenberg. A construction ban was imposed, and houses were to remain untouched. Years passed, and though little changed, the villagers abided by the decree. Eventually, work resumed in the summer of 1938 but was once again disrupted by the turmoil of World War II.
An Altered Landscape: In 1949, construction on the Okertalsperre resumed. New roads were laid on the mountain slopes, and bridges spanned the landscape. The Harzwasserwerke, responsible for the project, acquired the valley villages, which were then dismantled down to their foundations. The former homeowners were relocated to the Wiesenberg. By 1956, the dam was completed, forever altering the region's topography.
From Mining to Tourism: Schulenberg's history is deeply intertwined with mining and timber industries since the 16th century. The mines yielded silver, copper, and lead, sustaining the village until their closure in 1904, after which timber became the primary livelihood. Today, the village thrives on tourism, offering a wide array of activities, from hiking to skiing. The Wiesenberg has transformed into a mountain biker's paradise, with the Racepark boasting breathtaking downhill trails.
The Legend of the Church Tower: Among the enduring legends is the tale of the church tower purportedly emerging when the Okertalsperre's water level drops. Despite the village never having a church, this myth persists, blending reality with folklore.
A Harz Full of Reservoirs: Today, the Harz region boasts over 50 reservoirs, making it a vital water source for Northern Germany. Schulenberg's story stands as a unique chapter - the tale of a village sacrificed for progress. Its inhabitants were the sole Harz residents forced to leave their village due to reservoir construction. In contrast, the people of Sieber in the South Harz successfully resisted a similar fate.
Comments